Freitag, 15. Februar 2008

Tabakkonsum nimmt weltweit zu

NEW YORK. Alle sechs Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Im 20. Jahrhundert habe das Rauchen 100 Millionen Menschen getötet, heißt es im ersten umfassenden Welt-Tabak-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ohne Eindämmung des zunehmenden Tabakkonsums könnten es im 21. Jahrhundert eine Milliarde Tote werden. In Deutschland raucht dem Bericht zufolge rund ein Viertel der Erwachsenen, knapp 20 Millionen - jeder dritte Mann und jede vierte bis fünfte Frau.

Die WHO präsentiert sechs Schlüssel-Maßnahmen, um den weltweit wachsenden Tabakkonsum einzudämmen. Dazu gehören die höhere Besteuerung von Tabak, ein striktes Verbot von Zigarettenwerbung sowie Aufklärung und Hilfsprogramme für Raucher, die von der Sucht los kommen wollen. Dem Bericht zufolge verdienen Regierungen mit der Tabaksteuer weltweit 137 Milliarden Euro im Jahr, geben aber nur 0,2 Prozent davon für Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums aus.

Die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, Martina Pötschke-Langer, sprach sich für weitere Erhöhungen der Tabaksteuer aus. Wenn der Preis ansteige, verringere sich der Konsum. "Dank der fünf kleinen Anhebungen in den Jahren 2002 bis 2005 ist der Zigarettenmarkt eingebrochen." Das zeige sich etwa bei Jugendlichen: "Nach einem deutlichen Anstieg in den 90er Jahren ist das Rauchverhalten bei Kindern und Jugendlichen inzwischen drastisch zurückgegangen - von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 18 Prozent im vergangenen Jahr."

Für den Welt-Tabak-Bericht hat die WHO Daten aus 179 ihrer Mitgliedsstaaten zusammengetragen, die Zahlen erfassen 99 Prozent der Weltbevölkerung. Weltweit gibt es demnach mehr als eine Milliarde Raucher. Zwei Drittel davon leben in nur zehn Ländern, darunter Deutschland, Japan und die USA. Während jedoch in den Industrieländern die Tendenz zum Rauchen nachlasse, griffen in den Entwicklungsländern immer mehr Menschen zum Glimmstängel, betonte die WHO. Die Werbung ziele dort besonders auf Jugendliche und junge Frauen. Rund 80 Prozent der Raucher kommen demnach bereits heute aus Schwellen- und Entwicklungsländern.

Vier von fünf Rauchern wollten von ihrer Sucht wegkommen, berichtet die Organisation der Vereinten Nationen. Wichtig seien daher neben Aufklärung auch Hilfsangebote. Krebsforscherin Pötschke-Langer machte sich für Schockfotos etwa von Raucherlungen oder braunen Zahnstummeln auf Zigarettenpackungen stark. "Wer 20 Zigaretten pro Tag raucht, sieht diese Bilder 7000 Mal im Jahr", sagte sie. Daneben müsse unbedingt eine Hotline-Nummer stehen, bei der sich Raucher Tipps für ein rauchfreies Leben holen könnten.

Rauchen ist nach WHO-Angaben Risikofaktor für sechs der acht führenden Todesursachen weltweit. Einer von zehn Todesfällen bei Erwachsenen gehe auf Tabak zurück, insgesamt 5,4 Millionen pro Jahr. Tabak töte bis zu jeden zweiten Konsumenten. Fast die Hälfte aller Kinder der Welt sei durch Passivrauchen belastet. Wegen des zeitlichen Verzugs zwischen Tabakkonsum und resultierenden Gesundheitsschäden habe die "Tabakepidemie" gerade erst begonnen, befürchtet die Weltgesundheitsorganisation. (ap/dpa)