Donnerstag, 25. Dezember 2008

Problemfälle gesucht

"Raus aus den Schulden!", "Die Supernanny", "Letzter Ausweg Wilder Westen" und wie die Sendungen alle heißen - kein Weg ist den Privatsendern zu weit, um publikumswirksam gesellschaftliche Probleme "anzugehen". Doch woher kriegen die Fernsehsender solche Menschen, die bereitwillig ihre Probleme und negativen Verhaltensweisen einem breiten Publikum zum Besten geben? Schauen wir uns das mal am Beispiel der Doku-Soap "Club der bösen Mädchen" (Pro7) an.

1.) Der Fernsehsender beauftragt eine Produktionsfirma, die widerum eine Castingagentur beauftragt, geeignete "Darsteller" zu suchen. Diese schalten dann Anzeigen, z.B. die folgende:

Protagonisten für „Der Club der bösen Mädchen“ gesucht!
Die erste Staffel wird zurzeit auf Prosieben SAM (täglich um genau 12 Uhr) und taff (täglich zwischen 17 und 18 Uhr) gesendet und hat sehr gute Resonanzen. Sechs schwierige Mädels ziehen in ein Haus um dort von Coaches betreut zu werden. Diese versuchen den Mädels durch verschiedene Aktionen und Gespräche zu zeigen wie sie ihr Leben in den Griff bekommen können. Tatsächlich brachte die erste Staffel Erfolge, so dass bei fast allen Mädels ein positiver Wandel bewirkt werden konnte.
Der etwa 10-tägige Drehzeitraum steht noch nicht ganz genau fest, aber grob peilt die TV-Produktion Ende Oktober an. Gesucht werden sechs Mädchen zwischen 16 und 20 Jahren, die nach Möglichkeit noch zu Hause wohnen. Für die Teilnehmerinnen gibt es eine Aufwandsentschädigung!
Haben Sie akute Probleme (Alkohol, Aggressionen, Drogen, Vorstr
afen etc.) und möchten dagegen aktiv etwas tun? Oder kennen Sie Mädchen aus Ihrem Ort/Bekanntenkreis, die aus Ihrer Sicht unbedingt Hilfe und Unterstützung von erfahrenden Coaches benötigen?
Bewerbung mit Kurzbeschreibung und Fotos unter Stichwort "Böse Mädchen“ bitte an a.donat@casting-agentur.de (Andreas Donat)

Gleichzeitig werden aber auch Stellen, bei denen man größere Mengen der gesuchten Mädchen vermutet, gezielt per Rund-Mail angeschrieben, so z.B. der Frauennotruf in Mainz:

„CastingPartner sucht im Auftrag der Good Times Fernsehproduktions GmbH aus Köln „schwierige Mädchen“. Die Good Times produziert im Auftrag von ProSieben den "Club der bösen Mädchen“. (...) Bevorzugt gesucht wird ein blondes oder rothaariges, gut aussehendes Mädchen mit Drogen-, Alkohol- und oder Aggressionsproblemen oder obdachlos oder Punkerin mit vielen Anzeigen. Jedes Mädchen bekommt 300 Euro Gage..."

Wenn die "Protagonistinnen" dann gefunden wurden, wird die Sendung produziert und von Pro7 folgendermaßen angekündigt:

Prügeln, Pöbeln, Provozieren - das ist der Alltag von Tamara (16), Angelina (18), Christin (17), Franziska (18), Lisa (18) und Sevil (18). Die Mädchen sind alle mehrfach vorbestraft. Der nächste Ausrutscher bedeutet: Jugendknast... Tamara, Angelina, Christin, Franziska, Lisa und Sevil haben eines gemeinsam: In ihren Leben herrscht Chaos und die Beziehung zur Familie ist schwierig. Diebstahl, Raubüberfälle, schwere Körperverletzung und Waffenbesitz...
Im 650-Seelen Örtchen Grimersum sollen Angelina und die anderen Mädchen Drogen, Alkohol und die Großstadt vergessen. Zum ersten Mal lernen sie, Kompromisse einzugehen und Verantwortung für das Haus und seine Bewohner zu übernehmen. "Ich sag' euch ehrlich, es wird auf jeden Fall ein fetter Konflikt kommen," prophezeit Angelina... Nutzen die Mädchen die Chance, ihr Leben zu ändern?
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