In der virtuellen Welt finden sie Erfüllung und Anerkennung, die ihnen möglicherweise im wirklichen Leben verwehrt bleiben", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, in Berlin.
Nach der vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie gelten bundesweit insgesamt 560 000 Menschen als abhängig - etwa ein Prozent der 14 bis 64-Jährigen. Demnach verbringen Internetsüchtige am Tag durchschnittlich vier Stunden im Netz. Viel größer ist die Zahl der "problematischen Internetnutzer": In Deutschland gelten rund 2,5 Millionen Menschen als gefährdet. Am Tag sind sie etwa drei Stunden online. Die Zahl der Internetsüchtigen sei vergleichbar mit der Zahl der Cannabis-Abhängigen. Bei den 14- bis 24-Jährigen sind es 2,4 Prozent, die als internetsüchtig eingestuft werden. 13,6 Prozent sind gefährdet - das heißt, dass die Gefahr sehr groß ist, in die Abhängigkeit zu rutschen. Sie verbringen dabei die meiste Zeit in sozialen Netzwerken und bei Onlinespielen.
Überraschend: In der Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen sind Mädchen häufiger abhängig und gefährdet als Jungen. "Wir vermuten, dass Mädchen und junge Frauen besonders empfänglich sind für die Bestätigungen, die man in sozialen Netzwerken findet", erklärte Hans-Jürgen Rumpf von der Uni Lübeck. Doch die extremen Fälle wie körperliche Verwahrlosung gebe es vor allem bei den jungen Männern, die süchtig nach Spielen im Internet seien.
Die Studie gebe einen ersten repräsentativen Überblick über die Häufigkeit der Problemfälle. Eine Nachfolgestudie solle vor allem die Folgen und das Ausmaß der Sucht näher beleuchten. Bei der von den Universitäten Lübeck und Greifswald durchgeführten Studie wurden mehr als 15 000 Menschen im Alter von 14 bis 64 Jahren befragt. Die Internetabhängigkeit wurde dabei über eine Reihe von Merkmalen bestimmt. Dazu gehören die Verweildauer im Internet, die Pflege von echten sozialen Kontakten und Entzugserscheinungen. (dpa)