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Freitag, 7. März 2008
Erbarmen! - Zu spät, die Rentner kommen!
Montag, 18. Februar 2008
Schüler als Täter und Opfer
Eine ganze Woche beschäftigen Sie sich in der Erprobungsstufe mit Gewaltprävention. Warum?
Merbold: Zum Glück nicht, weil unsere Schüler überaus gewalttätig sind. Trotzdem ist die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung auch an unserer Schule in den vergangenen Jahren gesunken, dem wollen wir entgegenwirken.
Wie bringen Sie den Kindern bei, nicht die Fäuste sprechen zu lassen?
Flitsch: Indem wir sie mit Rollenspielen sensibilisieren. Bei verschiedenen Konfliktszenarien versetzen wir die Schüler in die Rolle von Opfer, Täter, Zuschauer und Zeuge. Die wichtigste Frage, mit der wir die Kinder konfrontieren, ist: "Was geht im Opfer vor?" Ich weiß, dass Kinder ein enormes Gespür für Ungerechtigkeit haben. Sie erkennen verbale Verletzungen und was weh tut.
Merbold: Alles dreht sich um Empathie. Die Schüler lernen, sich in andere hineinzuversetzen und deren Situation nachzuempfinden. Denn es reicht eben nicht zu sagen: "Das ist falsch, das darfst Du nicht!" Die Kinder müssen verstehen, warum etwas falsch ist.
Und das reicht, um Konflikte zu vermeiden?
Merbold: Streitereien wird es auch weiterhin geben. Doch wir geben den Schülern Lösungsmöglichkeiten an die Hand. Ein erster Schritt ist, seine persönlichen Grenzen aufzuzeigen. Wer sagt "Stopp, das geht zu weit", kann einen Konflikt in vielen Fällen vermeiden. Durch die Arbeit im Klassenverband wird zudem das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe gestärkt und gegenseitige Verantwortung gefördert.
Flitsch: Das Erlernen sozialer Kompetenz setzt sich in den höheren Klassen fort. So übernehmen zum Beispiel die Zehntklässler die Patenschaft über die Fünfer - das funktioniert prima. Die Großen passen auch die Neuen auf, sie greifen ein, wenn's Streit gibt und helfen ihnen sogar in ihrer Freizeit bei den Hausaufgaben.
"Ganz schön blöd" heißt das Theaterstück. Worum geht's?
Flitsch: Um Gewalt in den neuen Medien: Ein Mädchen wird mit Handyfotos erpresst. Ihr zeigt ein Schutzengel, wie sie die Situation friedlich lösen kann.
Gibt es auch an Ihrer Schule Probleme mit Handys?
Merbold: Nein, denn hier sind Handys bereits seit zwei Jahren verboten - und in einem handyfreien Haus arbeitet es sich sehr viel besser.
(Quelle: OVZ vom 16.02.2008)
> mehr Infos zum Thema gibt es hier
Samstag, 16. Februar 2008
Deutsche Kinder und Jugendliche – Opfer ihres Medienkonsums
Je mehr Zeit Schülerinnen und Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler dessen Inhalte sind, desto schlechter fallen die Schulnoten aus.
Beim Fernseher zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Norddeutsche Kinder verfügen zu 42 Prozent über ein eigenes TV-Gerät, süddeutsche nur zu 27 Prozent. 10-Jährige aus Migrantenfamilien liegen mit 52 zu 32 vor den deutschen Kindern. Und erneut ergibt sich der größte Unterschied, wenn wir nach dem Bildungsniveau der Eltern unterscheiden (bildungsfernes Elternhaus: 57 %, bildungsnahe Mittelschicht 16 %).
Als Folge dieser Ausstattungsunterschiede bei Mediengeräten weisen die PISA-Verlierer schon als 10-Jährige und später als 15-Jährige einen weit höheren und auch inhaltlich problematischeren Medienkonsum auf als ihre bei PISA besser abschneidenden Vergleichsgruppen. Dies belegen zwei vom KFN durchgeführte Querschnittsbefragungen von 5.500 Viertklässlern und 17.000 Neuntklässlern.
Welche Konsequenzen müssen daraus gezogen werden?
- Die Eltern müssen bundesweit über die Schulen gezielt darüber aufklären, wie negativ sich extensiver Medienkonsum auf Schulleistungen auswirkt. Und wir sollten ihnen eine klare Botschaft vermitteln: Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer.
- Der Jugendmedienschutz entfaltet nach wie vor nicht die erhoffte Wirkung. Kinder und Jugendliche kommen relativ problemlos an Filme und Spiele heran, die als jugendgefährdend anzusehen sind. Ein Weg dies zu verhindern, wäre der Einsatz von Jugendlichen als Testkäufer.
- Wir müssen alles daran setzen, die Nachmittage der PISA-Verlierer vor einem ausufernden Medienkonsum zu retten. Eine nachhaltige Verbesserung der Situation wird nur über die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen zu erreichen sein, die nachmittags primär einem Motto verpflichtet sind: Lust auf Leben wecken durch Sport, Musik, kulturelles und soziales Lernen.
- Und schließlich müssen wir auf ein gravierendes Problem hinweisen: Die wachsende Computerspielabhängigkeit von Jungen. Wir können deswegen nicht akzeptieren, dass beispielsweise das Spiel „World of Warcraft“ weiterhin ab 12 Jahre frei gegeben bleibt, obwohl inzwischen klar ist, dass 15-jährige Spieler mit diesem Spiel im Durchschnitt pro Tag 4 ½ Stunden verbringen und viele von ihnen in suchtartiges Spielen geraten. Zur Entstehung dieses Phänomens benötigen wir zum einen mehr Forschung, zum anderen Modellversuche zur praktischen Erprobung von Therapie- und Präventionskonzepten.
Freitag, 15. Februar 2008
Tabakkonsum nimmt weltweit zu
Die WHO präsentiert sechs Schlüssel-Maßnahmen, um den weltweit wachsenden Tabakkonsum einzudämmen. Dazu gehören die höhere Besteuerung von Tabak, ein striktes Verbot von Zigarettenwerbung sowie Aufklärung und Hilfsprogramme für Raucher, die von der Sucht los kommen wollen. Dem Bericht zufolge verdienen Regierungen mit der Tabaksteuer weltweit 137 Milliarden Euro im Jahr, geben aber nur 0,2 Prozent davon für Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums aus.
Die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum, Martina Pötschke-Langer, sprach sich für weitere Erhöhungen der Tabaksteuer aus. Wenn der Preis ansteige, verringere sich der Konsum. "Dank der fünf kleinen Anhebungen in den Jahren 2002 bis 2005 ist der Zigarettenmarkt eingebrochen." Das zeige sich etwa bei Jugendlichen: "Nach einem deutlichen Anstieg in den 90er Jahren ist das Rauchverhalten bei Kindern und Jugendlichen inzwischen drastisch zurückgegangen - von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 18 Prozent im vergangenen Jahr."
Für den Welt-Tabak-Bericht hat die WHO Daten aus 179 ihrer Mitgliedsstaaten zusammengetragen, die Zahlen erfassen 99 Prozent der Weltbevölkerung. Weltweit gibt es demnach mehr als eine Milliarde Raucher. Zwei Drittel davon leben in nur zehn Ländern, darunter Deutschland, Japan und die USA. Während jedoch in den Industrieländern die Tendenz zum Rauchen nachlasse, griffen in den Entwicklungsländern immer mehr Menschen zum Glimmstängel, betonte die WHO. Die Werbung ziele dort besonders auf Jugendliche und junge Frauen. Rund 80 Prozent der Raucher kommen demnach bereits heute aus Schwellen- und Entwicklungsländern.
Vier von fünf Rauchern wollten von ihrer Sucht wegkommen, berichtet die Organisation der Vereinten Nationen. Wichtig seien daher neben Aufklärung auch Hilfsangebote. Krebsforscherin Pötschke-Langer machte sich für Schockfotos etwa von Raucherlungen oder braunen Zahnstummeln auf Zigarettenpackungen stark. "Wer 20 Zigaretten pro Tag raucht, sieht diese Bilder 7000 Mal im Jahr", sagte sie. Daneben müsse unbedingt eine Hotline-Nummer stehen, bei der sich Raucher Tipps für ein rauchfreies Leben holen könnten.
Rauchen ist nach WHO-Angaben Risikofaktor für sechs der acht führenden Todesursachen weltweit. Einer von zehn Todesfällen bei Erwachsenen gehe auf Tabak zurück, insgesamt 5,4 Millionen pro Jahr. Tabak töte bis zu jeden zweiten Konsumenten. Fast die Hälfte aller Kinder der Welt sei durch Passivrauchen belastet. Wegen des zeitlichen Verzugs zwischen Tabakkonsum und resultierenden Gesundheitsschäden habe die "Tabakepidemie" gerade erst begonnen, befürchtet die Weltgesundheitsorganisation. (ap/dpa)
Donnerstag, 24. Januar 2008
Alkoholkonsum vieler Jugendlicher steigt besorgniserregend
Während Jugendliche in dieser Altersgruppe generell weniger trinken, gibt es eine kleinere, aber stetig wachsende Gruppe, die überproportional viel trinkt. Demnach lässt sich rund ein Viertel der Jugendlichen mindestens einmal im Monat auf das sogenannte Binge-Drinking - also Rauschtrinken - ein.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), relativierte die Ergebnisse. Sie wies darauf hin, dass die DHS in ihrem Bericht Jugendliche bis 15 Jahren untersucht hat, während das Problem des starken Alkoholkonsums vor allem bei 17-Jährigen zunehme. Dadurch würde sich auch eine andere Gesamtentwicklung ergeben: So sei die bei den 12- bis 17-Jährigen getrunkene Alkoholmenge auch insgesamt wieder gestiegen, sagte Bätzing. Außerdem habe die DHS Zahlen bis 2006 verwendet, während aktuelle Studien aus 2007 einen steigenden Alkoholkonsum belegten.
Der starke Alkoholkonsum ist laut DHS allerdings nicht nur ein Problem der Jugendlichen. "Deutschland zählt schon seit Jahren zu den fünf führenden alkoholtrinkenden Nationen weltweit", sagte der stellvertretende DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann. "Zehn Prozent der Konsumenten trinken rund die Hälfte des verkauften Alkohols." Darüber hinaus machten die Erwachsenen den Jugendlichen das übermäßige Trinken vor: "Wir dürfen nicht vergessen: Es gibt ein großes Binge-Drinking-Festival (Rauschtrinken), für das Deutschland weltweit berühmt ist - und das ist das Oktoberfest."