Mit Stromstößen gequält?
Auch die Staatsanwaltschaft in Münster nahm Ermittlungen auf, weil erste Zeugenaussagen den Verdacht nahe legten, dass strafbare Handlungen begangen wurden. Details wurden zunächst nicht bekannt. Einzelheiten ließ dann am Samstag (20.11.04) der "Spiegel" veröffentlichen: Die Soldaten seien mit einem Kabelbinder gefesselt und auf einem Lastwagen in die Kaserne gekarrt worden; über ihren Köpfen waren graue Stiefelbeutel gestülpt. Dort, so das Magazin weiter, wurden die Soldaten, die vor einer Wand knieten, mit Wasser bespritzt. Zwei Soldaten seien mit Stromstößen "im Hals-, Leisten- und Bauchbereich" gequält worden. Angeblich gibt es auch Hinweise auf Fotos und Filmaufnahmen.
Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) erklärte am Montag (22.11.04) in Berlin zu dem Coesfelder Bundeswehr-Skandal, eine solch schwere Verletzung der Dienstpflicht und solch unverantwortliche Ausbildungsmethoden dürften "in keiner Weise toleriert werden". Den Verantwortlichen für die mutmaßlichen Misshandlungen drohte er schwere Konsequenzen an; neben den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Münster würden auch "disziplinare Ermittlungen" geführt. Alle, die dafür verantwortlich seien, würden dementsprechend auch zur Rechenschaft gezogen, so Struck.
Im Fall der Rekruten-Misshandlung in einer Coesfelder Bundeswehr-Kaserne vor zwei Jahren werden nun doch alle 18 beschuldigten Ausbilder angeklagt. Das Oberlandesgericht in Hamm gab am Donnerstag (10.08.06) einen Beschluss bekannt, der schon am 25. Juli 2006 gefällt wurde. Er hebt eine Entscheidung des Landgerichts Münster auf, das nur neun Anklagen zulassen wollte.
Das Oberlandesgericht hält bei allen Angeschuldigten den für die Eröffnung eines Hauptverfahrens erforderlichen dringenden Tatverdacht für gegeben. Den Ausbildern wird vorgeworfen, im Sommer 2004 Rekruten der Coesfelder Freiherr-von-Stein-Kaserne bei simulierten Geiselnahmen geschlagen und gequält zu haben. Unter anderem sollen Wehrdienstleistende mit Wasser und Strom misshandelt worden sein.
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