ATHEN. Die größte Klinik in der nordgriechischen Hafenstadt
Thessaloniki führt seit Tagen keine kardiologischen Untersuchungen und
Operationen mehr durch. „Meine Kollegen können keine Stentimplantationen
durchführen“, sagte der Nachrichtenagentur dpa ein Arzt des
Krankenhauses am Montag. Das Krankenhaus habe kein Geld mehr, um die
Stents (Gefäßstütze) zu kaufen.
Die Staatsanwaltschaft von Thessaloniki ordnete am Montag eine
Untersuchung an. Dabei soll festgestellt werden, inwiefern der Mangel an
medizinischem Material Menschenleben gefährdet.
Auf der Insel Chios müssen die Verwandten der Patienten selbst Gips
kaufen, damit die Ärzte gebrochene Arme und Beine behandeln können,
berichtete die Athener Zeitung Ta Nea. In den Städten Serres und Larisa
bekommen die Patienten ständig Hähnchen zu essen, weil die Direktion
kein Geld für Fisch oder Kalbfleisch hat, berichteten andere Zeitungen.
Die Großhändler von Medikamenten und medizinischem Material beliefern
die wichtigsten Krankenhäuser nur noch gegen Barzahlung. Auch
hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen ihre
Medikamente bar in den Apotheken bezahlen und sich anschließend mit der
Quittung an die Krankenkasse wenden.
In Griechenland sind die Staatskassen fast leer. Eine handlungsfähige
Regierung gibt es seit der Parlamentswahl im Mai nicht. Deshalb wird am
17. Juni erneut gewählt. (dpa)